KRISTINA WEISS

Kristina Weiss, Meisterin der Vielfalt, bewegt sich zwischen Musik, Literatur und bildender Kunst. Sie experimentiert mit Ölfarben und Papierkunst, dabei lässt sie dem gesteuerten Zufall Raum, aus Chaos Schönheit zu schaffen. Ihr Stil ist geprägt durch Abstraktion, poetische Irrealisierung von Naturerscheinungen und akustischen Phänomenen. Weiss transportiert die Flüchtigkeit von Momenten, öffnet Assoziationsräume und lässt die Betrachterinnen ihre eigenen Erfahrungen machen.

Mit Kristina Weiss präsentiert die Ludwigshafener Galerie Lauth eine Künstlerin, die nicht nur in der Malerei zu Hause ist, sondern auch in der Musik.

Folgerichtig heißt die erste Ausstellung, in der Galerist Werner Lauth die Werke der in ihrer Geburtsstadt Berlin und in München arbeitenden Künstlerin präsentiert, „töne – klänge – weißes rauschen“. Kristina Weiss arbeitet seit über 20 Jahren als freischaffende Künstlerin, ist aber auch studierte Musikwissenschaftlerin und spielt selbst Geige. Die Werke, von denen die meisten erst in diesem Jahr entstanden sind, tragen klangvolle Namen wie „from a score“, „sound structure II“ oder „ready to play“. Auf den zweiten, dritten oder vierten Blick meint man einmal Noten zu erkennen – die dann rätselhafterweise beim fünften Hinsehen schon direkt wieder verschwunden sind.

Reduziert und vielschichtig

Um die Darstellung von Szenen, Gegenständen oder Personen geht es Kristina Weiss nicht, ihre Kunst ist weniger als halbkonkret, und man kann sie sich nur auf emotionalem Weg erschließen. Der Clou ist, dass sie, um etwas nur auf den ersten Blick ganz Einfaches und sehr Sinnliches zu erschaffen, viele und auch viele verschiedene Materialien verwendet, mit Papier und Leinen, mit Acryl und Pigmenten, auch mit Wachs experimentiert. Die von ganz wenigen Ausnahmen abgesehene fast ausschließliche Verwendung von Schwarz und Weiß verstärkt den Eindruck des Reduzierten – und gleichzeitig sorgt die Vielschichtigkeit dafür, dass man bei jedem neuen Betrachten immer wieder etwas entdecken kann. Wie Galerist Werner Lauth bestätigt, dessen Arbeitsplatz mitten in der Galerie Weiss’ Werke seit vergangener Woche umgeben.

Er hat die Künstlerin auf der Messe Art Karlsruhe kennengelernt – „und es hat sofort gematcht“, wie er es ausdrückt. Ihm gefällt der gleichzeitige Ausdruck von Leichtigkeit und Tiefe. Und, wie sich Kristina Weiss’ Werke auch kleine Unperfektheiten erlauben. An den Rändern ihrer Bilder schaut die Leinwand heraus. Als Spezialist für Einrahmungen könnte Werner Lauth die Überstände sorgfältig eliminieren. Aber im Gegenteil: Er findet sie gerade gut.

Rheinpfalz 13. November 2024 Text: Nicole Sperk

Werke