Grigori Dor
Grigori Dor (geboren 1970 in Ulan-Ude, Russland) kam 1990 im Rahmen des DAAD-Stipendiums von St.-Petersburg nach Berlin. Abgesehen von einem Zwischenaufenthalt in New-York lebt und arbeitet er seitdem in Berlin.
Opulente Blumenarrangements, glänzende Plastikfolien, Bilderschnipsel und Ausschnitte aus Hochglanzmagazinen, Informationsreste von den Werbetafeln – das sind einige der sinnlichen, manchmal auch finsteren und morbiden Komponenten in der Malerei von Grigori Dor.
Die auf den ersten Blick als dekorativ und visuell verlockend erscheinende Kompositionen entpuppen sich trotz ihrer Schönheit als düster und befremdlich. Er konfrontiert den Betrachter mit Prozessen von Veränderung, Auflösung und Verfall, wie sie allein durch das Vergehen der Zeit oder auch durch die Einwirkung von aussen in der Materie vor sich gehen.
Offensichtliches Interesse des Künstlers gilt der Oberfläche und der Beschaffenheit des Gegenstandes. Dabei knüpft er mit der augentäuschenden Malerei und der malerischen Differenzierung unterschiedlicher Texturen an die Stilleben-Tradition des Barock-Zeitalters. Die arrangierten Formationen werden zu vibrierenden Kollisionen der lebendigen und toten Materie. Die neo-barocke Formsprache demonstriert spielerische Lust an Überfluss, Draperie und Übertreibung. Als Hintergrund und Kontrast dient das transzendente Schwarz aus dem sich die Gegenstände hervorheben oder in ihn hinabgleiten, ganz in der Tradition der Vanitas-Malerei. Die überbordenden Sujets sind Metapher für Sehnsüchte und Träume auf einer Seite und Maßlosigkeit, Dekadenz und Scheitern auf der anderen. Durch diese Ambivalenz erhalten die Bilder eine starke und einzigartige Dynamik. Dor agiert im Spannungsfeld von Präsenz und Absenz, Chaos und Ordnung, Realität und Illusion. Das Ergebnis ist eine eigene virtuose Neuinterpretation des Genres Stillleben.